Die letzten Tage in Botswana…
So, Thomas saß also nun im Wagen und wollte aufbrechen nach Maun – der “Stadt” von der es nun wieder nach Hause gehen sollte. Morgens noch ausgiebig gefrühstückt, alles zusammengepackt, verabschiedet und ab in den Wagen. Zündschlüssel rein, Motor starten… Motor starten… MOTOR STARTEN… nix. Wir haben gedacht wir werden irre. Der LandCruiser wollte einfach nicht anspringen (das Auto war keine 3 Jahre alt). Die Batterie war platt und wir konnten also die Starkabel rauskramen und ich musste mit Little Starthilfe geben. Das war ja klar – auch der zweite Wagen (nachdem zwischendurch auch mal die Sperre hier nicht reinging) war extrem schlecht gewartet und technisch nicht in Ordnung. Mal wieder haben wir mit dem Vermieter telefoniert und der wollte dann sicherstellen, dass am Abreisetag jemand vor Ort ist an der Lodge bei der Thomas übernachtet, um Starthilfe geben zu können, damit er auf jeden Fall seinen Flug bekommt. Der Kerl ist natürlich nicht gekommen – war ja klar. Ach ja – die Vermieterfirma ist übrigens BUSHLORE. Sie haben wohl eigentlich einen guten Ruf, nur in Botswana können sie offensichtlich nicht die Qualität halten, da es damit wohl (wie wir auch an vielen anderen Stellen schon gemerkt haben) merklich nicht wirklich ernst genommen wird. Instandhaltung scheint dort ein völliges Fremdwort für die meisten Menschen zu sein.
Nachdem Thomas dann wohlbehalten im Wagen (mit laufendem Motor ) saß sind wir dann losgetingelt und haben uns an der Kreuzung an der wir uns getrennt haben (Thomas links und wir rechts rum) noch mal gewunken (Lenja und Silas mit Tränen in den Augen) und sind dann weiter zurück nach Orapa gefahren, der Minenstadt die nur über ein Permit betreten werden darf. Abends haben wir dann mit Thomas gesprochen und er hat uns noch von einem Schlimmen Unfall erzählt bei der Lodge bei der er übernachtet hat. Ein zehnjähriger Junge wurde beim Fischen von einem Krokodil gepackt und in den Fluß gezogen. Er hat wohl zu nah am Wasser gestanden und konnte somit gepackt werden. Man konnte ihn nur noch tot bergen… So sind die Gefahren unterschiedlich in den Ländern – bei uns wird man vom Auto überfahren oder stirb bei einem der immer öfter stattfindenden Terroranschläge – im südlichen Afrika kann man von einem Raubtier gefressen werden, wenn man nicht vorsichtig ist – das passiert allerdings statistisch seltener als bei uns von einem Auto überfahren zu werden. Somit sind die oft aus der Ferne so gefürchteten Gefahren in Afrika (Raubtiere, Schlangen, Spinne,…) in der Realität wesentlich ungefährlicher als die Gefahren bei uns dabeim, mit denen wir jeden Tag konfrontiert sind. Und wenn es einen doch erwischt, dann hat man entweder selber einen Fehler gemacht, oder hat einfach großes großes Pech gehabt.
Also – wieder zurück zu Orapa – das wir noch mal besuchen wollten wegen des tollen Game-Parks. Um es direkt vorweg zu nehmen – wir sind dann 4 Tage in Orapa geblieben und noch 3 mal in den Park gefahren, weil es einfach so toll war. Ich glaube dass ich es schon erwähnt hatte – wir haben den Orapa Game Park “Little Serengeti” genannt, weil wir dort Erlebnisse hatten, wie man sie aus Serengeti-Filmen kennt… Um euch hierzu einmal einen kurzen Eindruck zu vermitteln, hier einmal zwei kleine Videos, einmal ein Rundumblick über die Steppe, und einmal ein Erlebnis mit eine Gruppe von Nashörnern. Manche werden vielleicht sagen – boah – der 4. Film über Nashörner oder eine Rundumsicht. Aber wir können einfach nicht genug bekommen von der ganzen Natur, der Ursprünglichkeit und den vielen Tieren. Und jedes Mal wenn wir die Chance haben wieder sowas zu erleben, nutzen wir sie auch. Und immer kommen wir aus dem Staunen nicht raus und sind zu tiefst bewegt – unbeschreiblich beschreibt es immer wieder am treffendsten. Man kann das Gefühl in solchen Situationen einfach nicht beschreiben. Und wie vielleicht jemand süchtig wird nach dem ersten Fallschirmsprung – so sind wir süchtig nach Erlebnissen in der Natur – und der Einfachheit die hier herrscht und mit der man sein Leben bestreiten kann. Aber – wir sind ja nicht alleine – wir treffen immer wieder Menschen die gleich oder ähnlich ticken. Zu denen zählt nun auch Thomas – er kommt uns im April wieder für einen Monat besuchen (Flug, Auto,… alles in trockenen Tüchern). Wir begeben uns dann in das Kaoko-Veld in Namibia auf der Suche nach den weltweit letzten freilebenden Wüstenelefanten und Löwen. Letztes Mal hatten wir nicht genug Zeit dazu (man sollte schon ~2 Wochen planen wenn man es wirklich richtig erleben will) – jetzt haben wir sie. Und wenn man so die Vorhersagen von lokalen Rangern oder auch Naturschutzorganisationen hört, dann wird dieses nur noch weniger als 10 Jahre überhaupt möglich sein. Bis dahin werden wohl annähernd alle freilebenden Tiere im südlichen Afrika ausgestorben sein und man kann sie nur noch hinter meterhöhen Zäunen bewundern – wenn überhaupt . So, nun aber zu den Videos:
Und zu den Nashörnern:
Der Platz auf dem wir gewesen sind in der Nähe von Orapa war wirklich klasse. Dort hatten die Kinder sogar die Möglichkeit zu angeln in den angelegten Teichen und haben über die Tage hinweg sicherlich 20 Fische gefangen. Die haben wir natürlich nicht gegessen, sondern wieder frei gelassen. Was war auf jeden Fall ein riesen Spaß.
Ach ja, noch ein paar Bilder aus dem Game-Park zu den Tieren dort…
Mit sowas fahren die übrigens hier in Orapa rum und gehen einkaufen
Natürlich nicht, das sind die Muldenkipper mit denen sie den Abraum der Diamantmine wegschaffen.
Moni hat dann in den 4 Tagen in Orapa direkt einen Adventskalender für die Kinder gebastelt – es stand ja der 1. Dezember vor der Tür. War garnicht so einfach etwas für 2 Kinder zu basteln das dann auch noch in die Kabine passte…
Jeder hatte sein “Schnürchen” an dem jeweils die Päckchen mit dem Lecker hingen Und neben den Lecker gab es dann auch noch anderes Interssantes in unserem Camp, das Moni per Zufall morgens nach dem Zähneputzen im Strauch nebenan entdeckt hatte…
Vielleicht hört ihr mal genau hin, was eine Stimme i Hintergrund erzählt “I don`t like this movement”… Das war ein einheimischer Arbeiter der Lodge, dem das Chamäleon mehr als suspekt war und der immer die Bewegungen des Tierchens nachgemacht hat… Das war eine Show für sich. Auf der einen Seite das Chamäleon und auf der anderen Seite der nette Kollege der sich genau so bewegt hatte wie das Tierchen und uns immer wieder zu verstehen gab dass es es überhaupt nicht mag. Das ist generell so ein Ding – unserer Erfahrung nach sind den meisten farbigen einheimischen ihre eigenen Tiere extrem suspekt. Viele werden mit irgendwelchen Mythen und magischen Kräften in Verbindung gebracht – und auch heute noch so behandelt bzw. gesehen… echt spannend. Die können das garnicht verstehen, dass wir als Touristen das alles so toll finden und uns deswegen auf die weite Reise begeben. Der Kollege war total verwundert als wir ihm erzählt haben, dass es all die Tiere (groß und klein) bei uns garnicht gibt. Das konnte er garnicht glauben – ungelogen.
Und prompt hat der Muckel wieder was gefangen was die Farbe immer wechselt… Nicht nur Chamäleons können das…
Wir haben uns dann auf den Weg nach Südafrika gemacht in der Hoffnung, dass wir mindestens 2 Monate Visum erhalten um SA ausgiebig bereisen zu können. Besonders am letzten Tag vor dem Grenzübertritt stieg die Spannung dann ins annähernd unermessliche, wegen dieser “offiziell” echt blöden 90-Tage-Regel und der notwendigen Einreise vom “Country of origin” um ein neues Visum zu erhalten (was übrigens keiner verstehen kann – weder die Touristen noch die Südafrikaner selber, mit denen wir gesprochen hatten). So, über eine kurze Zwischenstation über Moremi Gorge die uns überhaupt nicht gefallen hat (super teuer, laut in der Nacht und Wanderung in einer popels-Schlucht nur mit Guide) sind wir zur Grenze Matins-Drift nach SA. Ausreise aus Botswana klappte ganz gut (außer dass das Botswanische Pass-Lese-Gerät keine deutschen Kinderpässe kannte und die Einwanderungs-Dame sehr suspekt begutachtet hat deswegen). Also – schweißgebadet an die Grenze aus SA-Seite und in die Schlange gestellt. Da wir Sonntag hatten war nicht wirklich viel los. Wir hatten nur eine kleine Gruppe von Schwarz-Afrikanern vor uns die mit dem Grenzbeamten am Scherzen waren – und er hat tatsächlich mit ihnen gescherzt und gelacht. Das ist echt eine Seltenheit – normalerweise sitzen sie da immer mit sehr strengem Gesicht. Das lies uns hoffen auf die Chance dass wir auch mit ihm scherzen könnten im einen netten Eindruck zu erzeugen. Gedacht – gemacht”". Wir waren an der Reihe und haben mit ein bisschen Smalltalk begonnen als er fragte wie lange wir denn rein wollten… Natürlich haben wir 3 Monate gesagt weil SA so wunderschön und groß ist, die Menschen so nett und die Natur so beeindruckend (stimmt ja ach alles). Er wollte uns dann 2 Monate anbieten und wir haben dann gefragt wie wir das denn alles schaffen sollen ins 2 Monaten… Wir haben dann um 2 1/2 Monate gebeten (als Einigung in der Mitte ) und er hat uns dann 3 Monate in den Pass geschrieben
Yippie – Pässe schnell eingepackt, freundlich bedankt mit einem breiten Grinsen – und – wir waren DRINNE!!!
Die ganzen Sorgen, die Angst, nicht wieder rein zu können, die ganzen Alternativpläne die wir im Kopf gemacht hatten – alles nicht notwendig gewesen. Naja, wir hatten auch von anderen Ergebnissen des erneuten Einreiseversuchs gehört, abgespeist mit den 7 Tagen Transitvisum… Aber wir hatten Glück und einen super freundlichen lustigen Grenzbeamten mit dem wir scherzen konnten – und haben wieder 3 Monate bekommen – DANKE – SA ist klasse!
So, nachdem wir nun drinne waren haben wir uns aufgemacht zur nächsten Übernachtungs- und Feiermöglichkeit (für unsere erneute Einreise). Gelandet sind wir nach 2 Stunden Suchen in Lephalale auf einem kleinen Resort, das total leer war. War garnicht so einfach da was zu finden. Wir haben dann nach Camping gefragt und sollten 500 RAND pro Nacht bezahlen. Per Zufall hatte ich dann die Preisliste gesehen und ein Leopard-Cottage entdeckt, das für 600 Rand/Nacht zu haben war. Das haben wir dann glatt genommen und hatten für 100 Rand/Nacht mehr sogar eine feste Unterkunft. Zur Feier des Tages (Einreise für 3 Monate) haben wir uns das dann “gegönnt”. War zwar total alt und halb am auseinerderfallen – hatte aber eine schöne Terrasse, eine kleine Küche und einen Fernseher (den ersten seit 5 Monaten den wir zu Gesicht bekamen ) Abends haben wir dann köstliches Essen für 250 Rand bestellt (ca. 15€) für 4 Personen und die Wiedereinreise zünftig gefeiert. Wir haben dann in Summe noch 2 Tage verlängert und richtig ausgespannt. Da das Resort bis vor kurzem komplett von 400 Indonesiern bevölkert war die in der Nähe eine PowerStation gebaut haben gab es dort auch jede Menge Wohncontainer, die gerade abgebaut wurden. Silas hat es sich natürlich nicht nehmen lassen mitzuhelfen jeden Tag und durfte auch mit dem Traktor fahren und mitfahren
Er hatte einen Riesenspaß und die Arbeiter haben Silas nach 2 Tagen schon als “My friend” bezeichnet… Sprache ist eigentlich nie eine Barriere – und freundliches Verhalten und viel Lachen bring einen immer ans Ziel…
Bisher wurden wir uns unsere Kinder immer mit offenen Armen empfangen. Das ist das Schöne hier unten in Afrika – Kontakte zu knüpfen ist so einfach, wenn man nur freundlich und offen ist und ohne jeglichen Vorbehalt auf die anderen Menschen zugeht. Natürlich bildet man sich über Wochen oder Monate eine Meinung, das ist unweigerlich so, aber man sollte eben unvoreingenommen auf die Länder und Menschen zugehen – dann ist es viel schöner und man (oder wir) erlebt viel mehr und viel ehrlicher und realistischer. Wir hoffen, dieses unseren Kindern durch diese Reise mitgeben zu können. Raus aus der Blase, rein in die wirkliche Welt, ohne Vorbehalte, feste Meinungen und nicht selbst erlebte “Wahrheiten” oder “Realitäten”. Denn das stellen wir so oft fest – viele der bei uns vermittelten “Realitäten” über Afrika sind oft absolut falsch und töricht – können wir nicht anders sagen. Die Welt ist so spannend und so schön… Oft wünschen wir uns dass, gerade unsere “herrschende Klasse” einmal selber die wirkliche “Wirklichkeit” erleben. Dann würde es viel weniger Konflikte auf der Erde geben… Aber das sind Gedanken die wir uns immer wieder machen – sicherlich vergeblich… Denn dass das mal passiert ist wohl wesentlich unwahrscheinlicher als dass einer aus unserer Familie von einem Krokodil gefressen wird… Naja, gehört hier nicht ins Blog, ist aber manchmal frustrierend – wir haben halt nur eine Welt und die unseren Kindern “zerstört” zu hinterlassen wäre echt ein Drama.
So, von dem kleinen Resort aus weiter auf eine Farm, auf der man auch Campen kann. Auch hier wieder nach einer netten Unterhaltung mit den “Verwaltern” der Farm und ein paar Geschichten die wir ausgetauscht haben waren unsere Kinder direkt “drin”. Am nächsten Morgen kam die Verwalterin und hat unsere beiden abgeholt die Strauße zu füttern und das Warzenschwein zu besuchen… Natürlich mit dem Farm-Eigenen Quad… Die Wege sind einfach zu lang weil alles so groß und weitläufig ist im Vergleich zu uns in Europa. Und ja – natürlich vertrauen wir unsere Kinder direkt immer den “Lokalen” an. Wie sollte es sonst funktionieren? Wir können doch unsere Kinder nicht immer im Auge halten. Und alle Menschen die wir bisher getroffen haben waren extrem nett, hilfsbereit und super offen und ehrlich. Die Angst das jemand einem was negatives oder gar böses will legt man hier ganz schnell ab. Man könnte meinen, dass die meisten Menschen hier noch über ihr natürliches “Urvertrauen” verfügen – was wir in unserer Gesellschaft leider schon lange verloren haben.
Das Warzenschwein hat Silas dann glatt mit seinen Hauern Malträtiert und er hat ein paar kleine Blessuren davongetragen. In der Zwischenzeit ist aber alles wieder verheilt und die kleine Attacke vergessen. Im Moment legt es sich gerade wieder mal mit unserem Strauß an in unserer aktuellen Unterkunft in den Bergen – der Knilch ist echt unglaublich und mit einem Selbstbewusstsein ausgestattet, das einem manchmal unheimlich ist. Geht auf alles und jeden einfach zu und versucht das Beste draus zu machen – hoffentlich behalten sich unsere Kinder das bei…
So, jetzt mache ich für heute Schluß. Die Spaghetti Bolognese sind fertig und duften herrlich. Ein Gewitter zieht über die Berge und wir schmeißen gleich mal den Holzofen unserer kleinen Weihnachtsunterkunft (wunderschöne Berghütten in den Bergen zu Lesotho) an. Ach ja – es gibt kein Fernsehen, keine Straßen rundherum, aber Internet auf unserem Blog-Rock . Gut, dass unser Handy eine Hotspot-Funktion hat und wir unseren Laptop damit verbinden können. Vielleicht mach ich morgen oder übermorgen weiter… Denn es gibt noch vieles zu erzählen über Raubvögel, Reptilien, Angeln, Reiten, Lesotho, viel viel Ruhe,…
Bis zum nächsten Eintrag – wir4
Dez 28, 2017 @ 18:50:01
Vielen Dank für die Einblicke – dank der Fotos und Videos kann man sich alles super vorstellen. In Afrika waren wir noch nie, aber es steht definitiv auf unserer Liste – da ist es immer schön so persönliche Erfahrungsbreichte wie diesen lesen zu können.
Liebe Grüße,
https://weltenbummlereck.wordpress.com/