Bei manchen Leuten hat man das Gefühl, als sei die Zeit stehen geblieben, nicht, weil man ihnen ihr Alter nicht ansieht, sondern weil ihre Weltanschauung sich nicht weiter entwickelt zu haben scheint. So schien es uns (zumindest oberflächlich, wir kennen sie nun nicht näher und wollen keinen verurteile ),bei der Begegnung zweier Buren gestern in unserer Lodge.
Kleine Hintergrundinfo:
Die südafrikanische Gesellschaft setzt sich aus mehreren Stämmen/Volksgruppen zusammen. Insgesamt gibt es 11 zugelassene Sprachen, die Hauptsprache ist englisch, da auch auf allen Verkehrszeichen, Infos,… zu finden, und durch die Kolonialisierung auch von fast allen gesprochen.. Neun Sprachen rechnet man der farbigen Bevölkerung zu. Und dann gibt es noch Afriaans, die Sprache der Buren. Afrikaans hat als Ausgangssprache holländisch, von den damals einwandernden Holländern, aber auch andere Worte aus anderen Sprachen wurden übernommen, so daß sich eine eigenständige Sprache bildete, die dennoch mit dem uns bekannten holländisch verwand blieb und, zumindest gelesen, für uns Grenzbewohner, die Nahe der holländischen Grenze wohnen doch einigermaßen zu verstehen ist. Die Afrikaander oder Buren gehörten zu den ersten Siedlern (Holländer ca. 1652) in Südafrika, sie spalteten sich von der reicheren Schicht ab und verließen die Kapregion (Kapstadt war die erste Siedlungszone), als die britische Herrschaft Kontrolle über das Kap gewann (ca.1795)um als Viehzüchter ihr eigenes Land zu besitzen. Sie waren relativ arm, wollten sich den britischen Gesetzen nicht unterordnen, da diese die Sklaverei nicht gut hieß, die Buren es aber als göttliche Ordnung ansahen, daß sie die “Herrenrasse” waren und die Sklaverei nach ihrer Weltanschauung gottgegeben war. Die ersten Auswanderer sind als die “Vortrecker” bekannt. Mit Planwagen und Ochsenkarren machten sie sich auf den Weg in unbekanntes Land. 1834 kam die Aufhebung der Sklaverei durch die Briten, woraufhin 15000 Afrikaander die Kapregion verließen, dies ist als der “Große Treck “ bekannt. Es gab natürlich noch unzählige Unruhen, Auseinandersetzungen und Kriege, dazu aber ein andermal mehr.
Obwohl sich seit damals viel verändert hat und viele Buren sich auch weiterentwickelt haben , schreien manche danach, doch bitte jedes Klischee erfüllen zu dürfen. Diesen Eindruck erweckten die beiden Herren (Mitte/Ende 40), die uns an der Bar/Rezeption der Unterkunft ansprachen.
Aussehen: Groß und stämmig wie Rugbyspieler, Pranken als Hände, Finger dick wie Würste. Das Gesicht von einem dicken Vollbart umgeben
Sprache: möglichst afrikaans, englisch nur schleppend, der Alkohl tat wohl sein Übriges und lockerte die Zunge
Lieblingsbeschäftigung: Sport – entweder am TV oder selber beim Angeln und Jagen um dann später mit seiner Beute prahlen zu können.
Einstellung: Traue keinem (womit wahrscheinlich gemeint ist: Traue keinem Schwarzen)
Nahrung: Fleisch, beim Braai (grillen) in großen Mengen ohne Beilage, anscheinend auch Fisch, wenn selbst gefangen und mindestens Kindergroß.
Fortbewegung: Toyota Hilux Pick-Up, damit man auf der Ladefläche die erlegte Beute oder den totgefahrenen Kudu schmeißen kann.
Das der Bure am liebsten deftig ist wurde uns dann bei einem Blick in die Speisekarte noch einmal überdeutlich. Beim Frühstück hatte man die Wahl aus Spiegelei, Speck, Würstchen ,eben das typisch englische Frühstück welches hier, in Südafrika, neben Obst, Cerealien und Joghurt üblich ist, wobei die letzteren gesunden Sachen in dieser Speisekarte nicht vorhanden waren, dafür aber das FRÜHSTÜCK “Nimmersatt” mit einem 300g Steak, Käsesoße, Speck und Chips.- Wer da nicht tüchtig wächst ist selber schuld!
So, nun genug hergezogen über die armen Buren, aber es war echt amüsant.
Nun noch ein paar Bilder von der herrlichen Lage der Lodge. Beim Abendessen auf der Terrasse konnten wir einen schönen Sonnenuntergang genießen. Lenja:” Hier backen die Engel ja auch Plätzchen”
Auch hier hatten die Kinder wieder genug Spielmöglichkeiten. Das Trampolin wurde gleich in Beschlag genommen, wobei die 33° C Außentemperatur munter weggesprungen wurden. Hüpft man nur kräftig genug ist es wie eine Art Fahrtwind beim Autofahren. Unten am Fluß wurden begeistert die Flußkrebse bestaunt, die sich immer wieder unter Steinen versteckt haben.
Trotz dieser Ruhigen Lage haben wir in der Nacht kaum Schlaf gefunden, da die kaputte Klimaanlage des Nachbarzimmers Flugzeuglautstärke erreichte.
Feb 11, 2013 @ 22:24:36
Uaaaaahhh, nach dieser Vorstellung des Frühstücks „Nimmersatt“, werde ich morgen früh meine Cerealien und den Joghurt LIEBEN :-). Übrigens, die bildliche Beschreibung der grundsätzlich, subjektiven Realität ist kein Vorurteil sondern laut Monty Python „…the bright side of life.“. Also, pfeift drauf!